15. Mai 2024

Heart icon «Improvisation ist ein wichtiger Bestandteil in der Ausbildung zum Traumdoktor»

Nur wenige ausserhalb der Stiftung Theodora kennen die Traumdoktoren so gut wie er: Daniel Bausch, Lehrer an der Accademia Teatro Dimitri (ATD), bildet professionelle Künstlerinnen und Künstler aus und macht aus ihnen unsere Traumdoktoren. Im Gespräch verrät er, worauf es in der Ausbildung ankommt.

Herr Bausch, können Sie sich bitte kurz vorstellen?

Ich bin Schauspieler aus Deutschland und bin selbst an der Accademia Teatro Dimitri ausgebildet worden. Heute bin ich dort Lehrer für Improvisation und bin unter anderem Verantwortlicher für die Grund-und Weiterbildung der Traumdoktoren von der Stiftung Theodora.

Wie ist es zur Partnerschaft zwischen der Stiftung und der ATD gekommen?
Erinnern Sie sich?

Den ersten Kontakt mit der Stiftung Theodora hatte ich, als Traumdoktor Kiko im Jahre 1993 in unserer Schauspielschule ausgebildet wurde. Die Brüder Poulie und Dimitri pflegten damals schon eine langjährige und enge Freundschaft. Im Laufe der Zeit hat sich unsere Zusammenarbeit immer weiter vertieft, sodass wir nun eine massgeschneiderte Weiterbildung für die Traumdoktoren anbieten.

Massgeschneiderte Weiterbildung – klingt spannend. Was ist das genau?

Wir haben eine für die Stiftung Theodora speziell konzipierte Weiterbildung eingeführt, das sogenannte CAS-ARCO. Dieses international anerkannte Zertifikat haben wir elf künstlerischen Leiterinnen und Leitern aus der Schweiz, Italien, Spanien und England in Aussicht gestellt. Alle Teilnehmenden, die selbst auch Traumdoktoren sind, haben bestanden. Zum Schluss haben alle mit Erfolg eine umfangreiche akademische Arbeit über ein relevantes Thema zur Stiftung Theodora verfasst.

Und was lernen die Künstlerinnen und Künstler in der klassischen Ausbildung zum Traumdoktor?

Im April 2024 ist es mit der aktuellen Ausbildungsphase losgegangen. Eigentlich ist es eine Top-Traumlage. Die Stiftung Theodora bildet die Künstlerinnen und Künstler nicht nur aus, sondern garantiert ihnen anschliessend auch eine Anstellung. So etwas gibt es sehr selten. Wir bilden aktuell zehn Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz und vier aus Grossbritannien aus. Man braucht ganz spezielle Kompetenzen für den Beruf des Traumdoktors. Unter anderem ist die Improvisation ein wichtiger Bestandteil in der Ausbildung. Zum Beispiel muss man beim Betreten des Spitalzimmers sehen und spüren können, was das Kind, das im Bett liegt, genau braucht. Man lernt, mit dem Raum zu spielen, mit einem Partner zu interagieren, aktiv zuzuhören und aus dem Moment heraus etwas Neues zu erschaffen. Etwa ähnlich wie bei einem Clown, wobei wir keine Clowns ausbilden, uns aber seiner Fähigkeiten bedienen.

Man braucht ganz spezielle Kompetenzen für den Beruf des Traumdoktors.

Daniel Bausch, Accademia Teatro Dimitri

Gibt es auch Schwierigkeiten, auf welche die Auszubildenden stossen?

Innerhalb der Ausbildung schauen die angehenden Traumdoktoren einem erfahrenen Künstler oder einer erfahrenen Künstlerin im Spital über die Schulter. Da spürt man eigentlich sofort, ob man für diesen Beruf gemacht ist oder nicht. Man bekommt zum Teil auch sehr harte Schicksale hautnah mit und muss damit umgehen können. Wenn man die Fähigkeit nicht hat, eine gewisse Distanz zu den Betroffenen aufzubauen, kann es schwierig sein, die Ausbildung fortzusetzen.

Gibt es noch andere Projekte neben der Ausbildung, die die ATD und die Stiftung gemeinsam erarbeiten?

Natürlich. Wir kommen regelmässig zusammen und forschen viel. Insbesondere über die Weiterbildung von Traumdoktoren, die mindestens fünf Jahre Erfahrung haben. Wir haben festgestellt, dass erfahrene Traumdoktoren und die neueren nicht die gleiche künstlerische Sprache sprechen. Es ist eine grosse Forschungsfrage, dort eine Brücke zu schlagen, Gemeinsamkeiten zu finden und natürlich entsprechende Massnahmen in Weiterbildungen umzusetzen.

Wie entwickeln die Künstlerinnen und Künstler ihre Traumdoktor-Figur während der Ausbildung?

Gleich zu Beginn der Ausbildung fangen die Künstlerinnen und Künstler an, ihre Figur mittels Übungen und Spielen zu finden. Man muss in sich horchen und das «spielerische Ich» wiederentdecken. So bekommt man langsam ein Gefühl dafür und kann mit der Figur später in den Spitälern und Institutionen für Kinder mit Behinderungen auftreten. Zudem überlegen sich die Auszubildenden einen passenden Traumdoktor-Namen für ihre Figur. Die Weiterentwicklung der Traumdoktor-Figur kann allerdings über Jahre andauern.

Wann ging es los im Tessin?

Ende Mai bis Anfang Juni durften wir die Junior-Traumdoktoren aus der Schweiz und UK im Tessin begrüssen. Dort verbrachten sie zwei Wochen lang ein volles Programm mit intensivem Training. Sie übernachteten in Verscio, lernten sich kennen und erlernten einen neuen Beruf.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Dass wir weiterhin sehr fähige und professionelle Traumdoktoren ausbilden, die sich gegenseitig unterstützen, sowohl die Senioren als auch die Jungen, und dass alle Künstler eine respektvolle und unterstützende Kommunikation aufbauen. Wir möchten ebenso die Lust erwecken, sich weiterbilden zu wollen. Die Künstler sollen richtig Freude an der Weiterbildung haben.

Jetzt reinhören: Unser Podcast mit Daniel Bausch

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