19. Juni 2014

Sommernews!

Kleines Orchester mit grosser Wirkung

Das Kleine Orchester der Sinne tritt im Sonderschulheim Zur Hoffnung in Riehen auf. Mit einem bunten Potpourri aus Musik, Mimik und Gestik spielen sich die drei Artisten der Stiftung Theodora in die Herzen der Kinder. 

 
Ein warmer Sommertag. Die Vögel zwitschern um die Wette und die Sonne kitzelt in der Nase. Das weitläufige Gelände des Sonderschulheims Zur Hoffnung lädt zum Verweilen ein. Während die Kinder draussen spielen, ist es im Gebäude still. Der grosse Raum vor den Schulzimmern im ersten Stock ist menschenleer. Nur ein roter Bühnenvorhang verrät, dass sich hier etwas ganz Besonderes ereignen wird: Heute tritt nämlich das Kleine Orchester der Sinne auf. Das lustige Trio bilden die beiden Artistinnen Vala Willi und ImSchuss sowie der Artist Sturzman.
 
Aus der musikalischen Schatztruhe
 

Wenige Minuten vor Beginn der Vorstellung trudeln Kinder, Jugendliche mit ihren Stühlen und Kissen begleitet von ihren Betreuungspersonen ein und platzieren sich vor dem Bühnenvorhang. Alle warten gespannt darauf, dass sich der Vorhang bewegt und die Vorstellung beginnt. Plötzlich stehen Vala Willi und ImSchuss mitten im Publikum und begrüssen die rund 50 Anwesenden persönlich. Nachdem alle Hände geschüttelt sind, beginnt das musikalische Spektakel: Vala Willi greift zur Klarinette, ImSchuss schnappt sich die Gitarre. Doch kaum haben sie den ersten Takt gespielt, geht der Bühnenvorhang auf und Sturzman erscheint mit seiner glänzenden Trompete. Wer darf denn nun zuerst spielen? Mit Spässen, Kunststücken und viel Musik erobert das Trio sein Publikum im Nu. Das abwechslungsreiche Programm vereint Klänge von sieben verschiedenen Instrumenten: Klarinette, Gitarre, Ukulele, Akkordeon, Trompete, Posaune und Susaphon. Wie eine sanfte Meereswelle erfasst die Musik das Publikum und die heitere Stimmung breitet sich rasch aus. Die Kinder lachen, wippen, klatschen im Takt und singen mit. Einige stehen auf und tanzen.

Ein interaktives Programm für alle Sinne

Die Stiftung Theodora führte das Kleine Orchester der Sinne 2013 als Weiterentwicklung des Programms  Herr und Frau Traum ein. „Das Kleine Orchester der Sinne erreicht Kinder mit Behinderungen über verschiedene Wahrnehmungsebenen. Es ist akustisch und visuell anregend. Mit Musik, Mimik, Gestik und Gerüchen werden die Sinne auf einfache Art angeregt“, erklärt Thierry Jacquier, Verantwortlicher für die Artisten-Ausbildung der Stiftung Theodora.

Das Besondere an dem Programm ist, dass die Kinder nicht nur zusehen und zuhören, sondern auch mitmachen können. Die Artisten schaffen eine vertrauensvolle Atmosphäre und animieren die Kinder dazu, sich aktiv am Programm zu beteiligen. So können die Kinder in eine Welt der Fantasie eintauchen, in der sie selber einmal Clown sein dürfen. Die Darbietung lässt genügend Raum für Improvisation und wird der Situation angepasst. Auch den Betreuungspersonen bietet sie eine freudige Abwechslung.

Clowns zum Anfassen

Vala Willi spielt bewusst auf der Klaviatur der Mimik. Sie sitzt auf einem Hocker, lässt den Kopf hängen, zieht die Mundwinkel nach unten und seufzt. „Bist du traurig?“ ruft ein Kind. Und tatsächlich: Vala Willi beginnt zu schnupfen und heulen, holt ein Kleenex und putzt sich die Nase. Spontan geht ein Junge auf die Bühne und nimmt Vala Willi in die Arme. Sie freut sich über den Trost, klemmt ihr Kleenex zwischen Nase und Oberlippe und stimmt ein fröhliches Lied auf dem Akkordeon an. Der Junge klatscht im Takt zur Musik und beginnt zu tanzen. Dann dürfen sich die Kinder Hüte und rote Nasen aufsetzen. ImSchuss balanciert einen Hut auf der Fussspitze und katapultiert ihn auf den Kopf – begleitet von einem musikalischen Tusch. Für ihr Kunststück erntet sie stürmischen Applaus. Zum Abschluss spielt das Trio ein Lied, das den Kindern vertraut ist und zu dem sie gut mitsingen oder tanzen können. Mit einem Seifenblasen-Bouquet verabschieden sich die Artisten von einem begeisterten Publikum, das nach einer Zugabe ruft.

„Es war sehr eindrücklich, wie die Kinder auf das Programm reagierten“, sagt der Institutionsleiter Roger Fürst nach der Vorstellung. „Ein Kind, das normalerweise laut ist, wurde ganz ruhig. Ein anderes, das eher verschlossen ist, kam aus sich heraus und tanzte ausgelassen auf der Bühne.“ Auch Nadia Alessio, Klassenlehrperson Unterstufe, beobachtete die Wirkung des Programms auf ihre Schülerinnen und Schüler: „Als die Musik lauter wurde, befürchtete ich, die Stimmung könnte überborden. Aber die Kinder waren so fasziniert, dass sie aufmerksam blieben und sich ganz auf die Vorstellung konzentrierten.“

Inzwischen hat sich der Raum geleert, der rote Vorhang ist geschlossen. Ein paar rosa Federn aus Vala Willis Kostüm sind die letzten Überbleibsel des fröhlichen Spektakels. Langsam wird es wieder still. Aber nur langsam: Sturzman rennt um die Ecke, drei Kinder versuchen ihn zu fangen – wenn der Clown schon wieder mal zum Greifen nah ist. 

Text: Bettina Hersberger
Fotos: Iris Stutz

Das Sonderschulheim Zur Hoffnung in Riehen ist eine Institution des Erziehungsdepartements des Kanton Basel-Stadt. Es bietet Platz für Kinder und Jugendliche mit einer geistigen, körperlichen oder mehrfachen Behinderung.  Die Artisten der Stiftung Theodora sind seit 2006 regelmässig im Sonderschulheim unterwegs. Zusätzlich tritt das Kleine Orchester der Sinne zweimal im Jahr auf.

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