10. Juni 2021

Ein fröhlicher Nachmittag in Monthey

Auf Tour mit dem «Kleinen Orchester der Sinne» 

Mit Koffern voller Überraschungen besuchen Chaussette, Tripp Trapp und Mamzelle regelmässig spezialisierte Institutionen. Im Rahmen des Programms «Kleines Orchester der Sinne» präsentiert das farbenfrohe Trio ein poetisches und humorvolles Schauspiel für Kinder mit Behinderung. Die folgende Reportage widmet sich einem ihrer fröhlichen Besuchsnachmittage im medizinisch-pädagogischen Zentrum La Castalie in Monthey.  Solène, Edvin, Kéliha und Sonia beobachten aufmerksam die Eingangstür. Sie sind gespannt auf das bevorstehende Spektakel. Man hört Schritte im Korridor. Die Erzieherin kündigt die Ankunft der Theodora- Künstler an. «Tschu, tschu, tschu…» Die Kinder haben ein Strahlen in den Augen und sind begeistert von den lustigen, bunten Personen, die im Gänsemarsch den Raum betreten. «Endlich sind wir in den Ferien angekommen», ruft Tripp Trapp und stellt seine zahlreichen Koffer auf den Boden. «Sollen wir uns vorstellen, was meinst du?», fragt er seine Gefährtin Chaussette, die ein schönes Sommerkleid mit Rosen und eine rote Mütze trägt. Tripp Trapp hebt seinen Hut hoch, wirft ihn in die Luft, macht einen Schritt nach vorne und schon landet der Hut wieder auf seinem Kopf. «Hallo! Ich bin Tripp Trapp und das sind Chaussette und Mamzelle.»

Unbekümmerte, fröhliche Scherze

Mit ihren mit einem roten Punkt verzierten Gesichtsmasken beginnen unsere drei Feriengäste, ihre Koffer auszupacken: Bälle, Beachball-Schläger, Kleider… Ein bunter Basar, der die Neugier der Kinder weckt. Auf einmal beginnt es zu regnen. Mamzelle simuliert unauffällig mithilfe eines Wassersprays ein paar Regentropfen. Tripp Trapp erinnert sich, einen Regenschirm eingepackt zu haben und beginnt diesen zu suchen. Chaussette lacht und gibt den Kindern ein Zeichen, dass der Regenschirm auf Tripp Trapps Rücken ist, er ihn aber nicht bemerkt. Schelmisch packt sich Mamzelle den Regenschirm und eine wilde Verfolgungsjagd beginnt. Die Kinder lachen und die Stimmung ist auf dem Höhepunkt. Nachdem die Jagd auf den Regenschirm beendet ist, stimmt Tripp Trapp mit der Gitarre ein spanisches Lied an: «Un poquito cantas [ein wenig singen], un poquito bailas [ein wenig tanzen], un poquito le lo la, como un canario [ein wenig le lo la, wie ein Kanarienvogel].» Mamzelle und Chaussette tanzen mit erhobenen Armen im Rhythmus dazu. Die Kinder machen mit und schwingen vergnügt ihre Arme in der Luft. Von der ausgelassenen Stimmung ermutigt, stimmt Tripp Trapp einen witzigen, französischen Kinderlied-Klassiker an, der die Kinder begeistert. Alle sind fröhlich und das Glück von Gross und Klein ist greifbar. Als es an der Zeit ist zu gehen, knipst Chaussette ein paar Fotos von der heiteren Gruppe. «Tschu, tschu…» Die Künstler verlassen unter dem Applaus der Kinder den Raum.

Aus dem Trio wird ein Quartett

Am späteren Nachmittag bereitet sich die muntere Truppe auf ihren zweiten Auftritt vor. Die zurückhaltende Mayara darf der Darbietung als Einzige beiwohnen, da ihre Klassenkameraden alle ein leichtes Fieber haben. Es wird kein Risiko eingegangen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben – die Kinder werden das Schauspiel das nächste Mal miterleben. Mayara spielt mit Rosine, ihrer Lehrerin, während sie auf die Künstler warten. Als dann die drei fröhlichen Gesellen erscheinen, steht das kleine Mädchen auf und verlässt das Zimmer. Mamzelle entscheidet sich, es ihr gleich zu tun und sagt dabei: «Ich will auch nicht mehr, ich gehe!» In jeder Situation passen die Künstler ihre Handlung den Kindern an. Improvisation ist dabei wie ein Reflex. Die Lehrerin schlägt dem kleinen Mädchen vor, in den Raum zurückzukehren. Als sie zurückkommt, ist auch Mamzelle wieder da. Das Trio hat inzwischen seine Koffer ausgepackt und begonnen, mit den Beachball-Schlägern zu spielen. Noch immer zeigt das Mädchen kein Interesse. Tripp Trapp entscheidet sich, mit der Gitarre ein Lied anzustimmen. Aus seiner Erfahrung weiss der Künstler, dass die Musik eine universelle Sprache ist, die in sehr vielen Situationen Wunder bewirken kann. Und siehe da, Mayara lässt sich von den Klängen des Instruments verzaubern und beginnt, mit der lustigen Gruppe zu tanzen.

Frühlingsspaziergang

Die Sonne scheint durch die Fenster. Die Künstler schlagen einen Spaziergang im grossen Park vor, der den gesamten Gebäudekomplex umgibt, um die anderen Bewohner zu besuchen und ihnen von aussen zuzuwinken. In Begleitung seiner Lehrerin nimmt das kleine Mädchen einen der Koffer und folgt den Künstlern. So wird aus dem heiteren Trio ein Quartett. «Es ist unglaublich. Mayara schenkt den Künstlern schon eine ganze Weile ihre Aufmerksamkeit. Oft ist es schwierig, ihr Interesse für längere Zeit auf etwas zu lenken», freut sich die Erzieherin Rosine Ufitabe. Es ist ein schöner Frühlingstag und die fröhliche Truppe schlendert tanzend und singend durch die blühenden Alleen von La Castalie. Die bunte Parade hat die Neugier der Bewohner aus den verschiedenen Abteilungen geweckt und so treten sie vor das Gebäude. Es wird gespielt und gelacht. Die Freude ist auf allen Gesichtern deutlich zu sehen. Die Kinder, die Jugendlichen, die Künstler und das betreuende Personal teilen einen einzigartigen Moment miteinander. In dieser Blase des Glücks scheint die Zeit stillzustehen. «Auch wir Erwachsene fühlen uns leicht, trotz der herausfordernden Situation», sagt Rosine, die hocherfreut über diesen Spaziergang ist.
«Auch wir Erwachsenen fühlen uns leicht, trotz der herausfordernden Situation»
Rosine Ufitabe, Sonderpädagogin im Zentrum La Castalie
  • Seit 2015 besucht die Stiftung Theodora zweimal im Monat das medizinischpädagogische Zentrum La Castalie in Monthey (VS).
  • 27 spezialisierte Institutionen werden jeden Monat von den Theodora-Künstlern besucht.
  • Mehr als 2’900 Stunden musikalischer und interaktiver Animation hat das «Kleine Orchester der Sinne» seit seiner Einführung im Jahr 2012 bereits geschenkt.
Text: Laure Silacci Fotos: Carine Roth

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