04. Oktober 2023

Die Stiftung im Wandel der Zeit

Seit drei Jahrzenten schenkt die Stiftung Theodora mit dem Wirken ihrer heute 69 Traumdoktoren unzähligen Kindern wertvolle Momente der Ablenkung. Doch war es immer dieselbe Art von «Wirken»? Und was bedeutet der Slogan «Mehr als nur Lachen»? In diesem Artikel bringen wir Sie diesen Themen näher.

April 1993: Die allerersten Theodora-Traumdoktoren Bobo und Panosse besuchen zum ersten Mal in der Schweiz die kleinen Patientinnen und Patienten auf der Pädiatrie im Waadtländer Universitätsspital in Lausanne (CHUV). Es sind besondere Ärzte, sogenannte Traumdoktoren: Sie tragen einen bunten Ärztekittel, eine Mütze und haben einen kleinen Punkt auf der Nase; die Augen- und die Mundpartie sind verziert mit einem Hauch weisser Schminke. Mit ihrer unkonventionellen Art bringen sie Leichtigkeit und Humor in den Spitalalltag.

Alles begann mit zwei Künstlern: Dr. Bobo (links) und Dr. Panosse (rechts) auf einem ihrer ersten Besuche.

Facettenreiche Traumdoktoren

Der Theodora-Traumdoktor ist eine verspielte, grosszügige, naive und manchmal etwas verrückte Persönlichkeit, die eine ungewöhnliche Arztfigur verkörpert. Sie bedient sich der Improvisationskunst und ist so facettenreich, dass sie sich den verschiedensten Kontexten anpassen kann. Vom Neugeborenen, dass ich von Ukulele-Klängen entspannen lässt, bis hin zum Teenager, der sich vor Lachen krümmt, weil der Traumdoktor nicht weiss, was der Apfel auf dem Handy soll. Dieser herausfordernden Spanne, in der alles enthalten ist, stellen sich unsere Künstlerinnen und Künstler tagtäglich – sei es mit Witzen, Zaubereien, Stofftieren, Ballonkreationen, gemeinsam erfundenenGeschichten, Slapstick, nonverbaler Kommunikation, Musik, Tanz oder einfach nur mit ihrer Präsenz. Mit viel Einfühlungsvermögen passen sie sich an jede Situation bei den Kindern und Jugendlichen an und öffnen mit ihnen ein Fenster zur Fantasie.

Um die Qualität der Arbeit der Traumdoktoren, die Entfaltung ihrer Kompetenzen und ihre Professionalität sicherzustellen, wurden die von der Stiftung angebotene Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Theodora-Künstler unter anderem in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gesundheit «La Source» immer weiter ausgebaut.

Veränderung im Wechselspiel mit Stabilität

In 30 Jahren hat sich so Einiges verändert. So etwa das Erscheinungsbild unserer Künstlerinnen und Künstler: Mal waren sie mit mehr, mal mit weniger Schminke und Accessoires unterwegs, mal mit und mal ohne rote Nase oder mit einem kleinen roten Punkt, welche besonders während der Corona-Pandemie gerne auf die Masken geklebt wurden. Die Stiftung hat sich stets den gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst und sich in all diesen Jahren sowohl im künstlerischen Bereich – dank Aus- und Weiterbildungsangeboten für die Künstler, als auch im administrativen Bereich – beispielsweise dank der Qualitätssicherung – weiterentwickelt.

Die Markenzeichen der Stiftung Theodora hingegen, sprich der für jede Künstlerin und jeden Künstler zugeschnittene Kittel mit den orangenen Knöpfen und dem orangenen Herzen, wurden in all den Jahren beibehalten. Auch die Arbeitsweise der Traumdoktoren hat sich erstaunlich wenig gewandelt – denn ebenfalls die Kinder und ihre Bedürfnisse sind deutlich veränderungsresistent. Unsere Künstlerinnen und Künstler berichten oft, dass sogar Handys und Tablets auf die Seite gelegt werden wenn sie das Zimmer betreten. Oder auch, dass diese Teil des Spiels werden, was besonders Teenagers erfreut. Die reelle Präsenz der Traumdoktoren wird immer noch sehr geschätzt.

Eine deutliche, sehr positive Veränderung, die man heutzutage feststellen kann, ist die steigende Vielfalt von diagnostischen und therapeutischen Angeboten innerhalb der Spitäler, was die Tätigkeit der Traumdoktoren zwar anspruchsvoller macht, aber für die Stiftung auch die Chance beinhaltet, durch den Ausbau der Angebote (beispielsweise Interventionsbegleitung) noch mehr Kindern Momente der Unbeschwertheit zu schenken.

Mit ihrem grossen Einfühlungsvermögen sind die Traumdoktoren in der Lage, die kleinen Patienten abzulenken, wenn z.B. etwas Unangenehmes mit dem Kind gemacht werden muss, wie etwa eine Blutentnahme oder der Gang in den Operationssaal. Die Traumdoktoren machen uns die Aufgabe leichter.

Giacomo Simonetti
Giacomo Simonetti
Chefarzt und Leiter der Pädiatrie der Tessiner Spitäler

Mehr als nur Lachen

Alles fing 1993 mit den Visiten in den Spitalzimmern an; heute aber besuchen unsere Traumdoktoren auch die Notfälle von Spitälern, Institutionen für Kinder mit Behinderungen, Camps für Kinder mit Übergewicht, begleiten die Kinder vor und nach Operationen und stehen dem Spitalpersonal bei Interventionen wie Blutentnahmen, Infusionen und Wundbehandlungen bei.


Gerade letzteres zeigt die Bedeutung unseres Slogans «Mehr als nur Lachen» wie nie zuvor auf: Bei diesen Interventionen handelt es sich nämlich oft um schmerzhafte und ungewohnte Eingriffe, bei denen die Kinder und ihre Eltern sehr angespannt und unruhig sind. Es gilt vor allem, die Atmosphäre zu entspannen und die Kinder abzulenken. Sie sind offener und spüren die Schmerzen deutlich weniger. So dürfen wir vom Pflegepersonal immer wieder erfahren, dass die Kinder, die für regelmässige Interventionen ins Spital kommen, sich auf die Künstler freuen und nicht mehr weinen. Sie lachen… und noch vieles mehr.

Gemeinsame Weiterentwicklung

Seit mehreren Jahren arbeiten unsere Spitalpartner an einer zunehmenden Humanisierung des Spitalumfelds und somit an der Verbesserung des Patientenerlebnisses. Die integrative Medizin geht auf die körperlichen, emotionalen, geistigen und spirituellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten ein und integriert konventionelle Ansätze mit komplementären Therapien, um optimale Gesundheit und Heilung zu erreichen. Wir leisten unseren Beitrag dazu, indem wir dank der partnerschaftlichen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Spitälern sehr schnell auf deren Bedürfnisse reagieren können. Gemeinsam haben wir Pilotprojekte ins Leben gerufen, die dann in neuen Programmen mündeten. Denn unsere Programme («Traumdoktoren», «Operation Traum», «Traum im Notfall») unterstützen neben den Kindern und ihren Familien auch die Spitalmitarbeitenden, damit sie ihre Arbeit bestmöglich ausführen können.

Die Nachmittage, an denen die Traumdoktoren der Stiftung Theodora kommen, sind für mich seit vielen Jahren, also seit Beginn der Besuche, immer noch und jedes Mal ein Highlight! Es sind nicht nur Besuche für uns vom Pflegeteam; es ist eine enge Zusammenarbeit, welche teils über Jahre gereift ist und den Patienten zugutekommt. Gerade bei unangenehmen Interventionen, wie beispielsweise venösen Injektionen, schwierigen Verbandwechseln etc. ist die Kombination mit den Traumdoktoren Gold wert. Auch gibt es immer wieder Patienten, welche regelmässige Termine bei uns haben, und dann sagen, dass sie am liebsten an dem Tag kommen, an dem auch die Traumdoktoren da sind.

Annette Schneider
Annette Schneider
Leitung Pflege, Hämatologie und Onkologie, Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB)

Im Gespräch mit Markus Kohler, Brand Director, Škoda Schweiz  

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