19. Februar 2024

Aus dem gleichen Objektiv nach 30 Jahren

Christian Rochat hatte als junger Fotograf 1993 die Traumdoktoren erstmals im Waadtländer Universitätsspital für eine schwarz-weisse Fotoreihe abgelichtet. Nach 30 Jahren hat der inzwischen 63-jährige Fotograf bei einem Besuch im Inselspital Bern erneut unvergessliche Momente mit den Traumdoktoren eingefangen.

Treffpunkt Inselspital, 10.30 Uhr. Christian Rochat weiss, dass die Besuche heute erst um 13 Uhr stattfinden, doch er möchte die einzelnen Stationen samt Korridoren vorher schon studieren. Man spürt eine leichte Nervosität. Es sind schliesslich 30 Jahre vergangen seit seiner letzten Traumdoktoren-Begleitung. Was hat sich wohl geändert? Wie werden die Kinder reagieren? Wie wird die Atmosphäre sein? All diese Fragen schwirren Christian durch den Kopf.

Um 12.30 Uhr kommen vier Künstlerinnen und Künstler und holen Christian ab. Gemeinsam gehen sie in die Umkleideräume, wo Christian die ersten Fotos der Verwandlung macht. Einige Minuten später stehen Dr. Tante Flora, Dr. Leberwurst, Dr. Hahallo und Dr. Hatschi bereit für ihren Einsatz. Die Gruppe teilt sich auf und es geht zunächst mit Dr. Tante Flora und Dr. Hahallo zur Neonatologie. Dr. Tante Flora fängt an zu flüstern und bittet auch Christian, leiser zu reden. Die Pflegefachfrau informiert die Traumdoktoren, dass heute kein einfacher Tag ist und viele der anwesenden Mütter eine Pause benötigen. Christian hat hierzu eine klare Linie, denn es werden nur Fotos gemacht, wenn niemand gestört wird: «Das gehört zu meinem Beruf dazu. Ich respektiere jede Situation, auch wenn es noch so schöne Fotos gewesen wären.»

Trapez-Show statt Langeweile

Es geht weiter zur nächsten Station. Dr. Tante Flora spielt auf ihrer Ukulele und Dr. Hahallo betritt tanzend ein Spitalzimmer. Plötzlich zieht Dr. Tante Flora ein imaginäres Band aus ihrer Tasche und befestigt es von einer Wand zur anderen. In Minuten verwandelt es sich in ein Trapezseil. Die beiden Theodora-Künstlerinnen verlieren fast das Gleichgewicht und balancieren etwas ungeschickt auf dem Seil. Als Applaus gibt es ein herzhaftes Lachen von den kleinen Patienten, aber auch von den Eltern und sogar Grosseltern, die zu Besuch sind. Christian ist begeistert und scherzt: «Meine Linse fängt auch Sachen ein, die eigentlich nicht existieren.»

Auf dem Weg zur nächsten Station laufen Christian, Dr. Hahallo und Dr. Tante Flora einen langen Korridor im Untergeschoss des Inselspitals entlang. Plötzlich ertönt ein Klingeln. Alle schauen sich verwirrt an. Das Klingeln nähert sich. Was ist das nur? Zwei pädiatrische Pflegefachfrauen fahren mit ihren Velos vorbei und winken dem verblüfften Team zu. Es scheint ein neuer Trend im Spital zu sein. So bleibt das Spitalpersonal fit und spart auch noch Zeit. Christian weiss ganz genau: Dies ist wieder einer dieser besonderen Momente, den man unbedingt festhalten muss. Er drückt mit einem breiten Lächeln auf den Auslöser.

Ein ganz besonderer Tauchgang

Auf der nächsten Station begleitet Christian Dr. Hatschi, der gerade die fünfjährige Alessia besucht. Sie ist zur Nachuntersuchung ihres verstauchten Armes gekommen. Dr. Hatschi klopft an der Tür und fragt, ob er eintreten darf. Alessia wartet schon ganz gespannt. Gemeinsam tauchen sie ab in eine bunte Unterwasserwelt, in der ein magischer Fisch die wichtige Aufgabe hat, alle Luftblasen im Ozean zum Platzen zu bringen. Christian ist überglücklich, dass er bei diesem besonderen Tauchgang mit dabei sein darf.

Massgeschneiderte Zaubertricks

Christian erinnert sich noch, dass die Traumdoktorinnen und Traumdoktoren bereits 1993 – als die Geschichte der Stiftung Theodora ihren Anfang nahm – ihre Besuche dem Gesundheitszustand und Alter jedes Kindes angepasst hatten. So auch Dr. Leberwurst, der eben noch das Akkordeon für die Babys gespielt hatte und jetzt im Notfall den 14-jährigen Remo mit einem atemberaubenden Zaubertrick zum Staunen bringt. Es wird spannend für Remo: Wird das Wasser in der Zeitung verschwinden oder wird er doch klitschnass? Uuund… das Wasser verschwindet. Auch Christian ist verblüfft und fragt Dr. Leberwurst neugierig, wie er das gemacht hat. Doch keine Chance: Künstlergeheimnis.

Um 17 Uhr gehen der Fotograf und die vier Traumdoktoren zurück zu den Umkleideräumen. Für Christian war es wieder ein unvergesslicher Nachmittag, den er im Spital verbringen konnte. Er lässt nochmal alle positiven Emotionen und Gedanken Revue passieren: «Auch wenn die Spitäler moderner geworden sind, die Mission der Stiftung ist dieselbe geblieben. Ihr Traumdoktorinnen und Traumdoktoren wart auch schon vor 30 Jahren sehr professionell und habt mit viel Disziplin und Fürsorge diesen einzigartigen Beruf ausgeübt. Die Kinder lieben euch.» Feierabend für alle. Christian verabschiedet sich von den Künstlerinnen und Künstlern und dem Pflegfachpersonal. Ob er bald wieder kommt? Ganz bestimmt.

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