05. Juni 2023

Besuche, die einen Unterschied machen

Die Theodora-Künstler besuchen nicht nur die Kinder im Spital, sondern, im Rahmen des Programms «Herr und Frau Traum», auch Kinder in spezialisierten Institutionen. Im Schul- und Förderzentrum Wenkenstrasse in Riehen sind Hüpf und U. Fröhlich regelmässig im Einsatz. Wir haben sie an einem Morgen begleitet und durften dabei hautnah miterleben, wie sie den Kindern wertvolle Momente der Leichtigkeit und Freude schenken.

Die «Herren Traum» Hüpf und U. Fröhlich entlocken ein herzhaftes Kinderlachen.

Es ist 8.30 Uhr. Die Kinder sitzen in den verschiedenen Klassen und sind in ihren Aktivitäten vertieft. An diesem Morgen ist etwas anders: Es sind zwei Herren da, die nicht selten mal in eine Türe laufen oder von einem Kind im Rollstuhl abtransportiert werden: Die Herren Traum Hüpf und U. Fröhlich von der Stiftung Theodora sind extra gekommen, um den Kindern Momente des Vergnügens und des Lachens zu schenken. Der eine gross, sportlich-jugendlich gekleidet und Fröscheliebhaber, der andere klein, elegant und Affenliebhaber.

Zwei, drei, vier Runden Sockenwurf

Die beiden Herren Traum beginnen mit dem Besuch einer Klasse. Fünf Kinder sitzen in einem Halbkreis und begrüssen begeistert ihre bereits wohl bekannten Freunde. Die Künstler gehen behutsam auf die Kinder ein und fragen sie, wie es ihnen geht, was sie so machen oder was sie dabeihaben. Filip ist gerade mit einem Kalender beschäftigt. Dieser wird sofort von Hüpf und seinem Frosch «Guapo» genaustens begutachtet. Währenddessen spielt U. Fröhlich mit Siria, die gerade in «Socken-Wegwerf-Laune» ist. Die Socken fliegen durch die Luft, U. Fröhlich bringt sie ihr immer wieder, damit sie noch eine Runde werfen kann. Nach einigen weiteren Sketches – U. Fröhlich wurde von Hüpf kurzerhand an einen Stuhl gebunden – verabschieden sich die Künstler mit einem «ciao-ciao»-Lied.

Nelio und Mija sind begeistert vom musizierenden Koffer von Herrn Hüpf.

Zaubern wie Harry Potter

In der nächsten Klasse ertönt bei der Begrüssung des ersten Kindes ein lauter Schrei. Hüpf hatte sich nach dem Eintritt ins Zimmer zur Türe gedreht und erschrocken festgestellt, dass da noch ein Fotograf – oh Schreck! – hereingekommen ist. Alle lachen und freuen sich über die Leichtigkeit, die im Nu das Zimmer erfüllt. Hier scheint es einige begabte Zauberer unter den Kindern zu geben. Mal landet ein Taschentuch in der Ukulele, mal werden Zaubertricks mit Hüten und Stiften exerziert. Manchmal bringen die Kids mit ihren Künsten die Künstler zum Einschlafen. «Du grosser Zauberer, das hast du super gemacht!», ermutigen die Herren Traum immer wieder «ihre Schüler». Es ist magisch, wie bei Harry Potter. So auch in der nächsten Klasse, in der besonders viel Fingerspitzengefühl abverlangt wird. Denn diese Kinder leben unter anderem mit Autismus und es ist nicht einfach, herauszufinden, was ihnen gerade guttut. Auch hier scheinen Zaubereien und ein Spiel mit den Hüten willkommen zu sein. Mit viel Elan werfen sich U. Fröhlich und Hüpf ihre Hüte zu. Die Kinder versuchen, diese zu fangen – und amüsieren sich ob der verspielten, tollpatschigen Art ihrer beiden Freunde. Franca, die ganz in ihrer Welt versunken ist und nichts mitzubekommen scheint, strahlt als Herr Hüpf voller Bewunderung zu ihr sagt: «Hey, du machst seelenruhig deine Sache weiter und lässt dich nicht aus der Ruhe bringen, das ist cool…».

U. Fröhlich hat einen speziellen kleinen Freund dabei: einen Affen aus Kunststoff mit einem Ball im Mund. Die Kinder leihen sich diesen immer gerne aus. Der Ball springt plötzlich aus dem Mund und schiesst U. Fröhlichs Finger ab, gefolgt von heller Aufregung… natürlich mit einem Happy End (der Finger konnte wieder angeschraubt werden)! Auch in dieser Klasse ist jedes Kind auf seine Rechnung gekommen – geschweige denn die Lehrerin, die für eine wertvolle Zeit neue Kräfte tanken konnte.

Amaru und U. Fröhlich tauschen sich auf ihre ganz eigene Art und Weise aus.

Die Kinder freuen sich immer sehr auf ‹Herr und Frau Traum›. Die Künstler ziehen diese sofort in ihren Bann. Beim Besuch lachen die Kinder häufig und sind dabei enorm ausgeglichen. Die Kinder wagen es, mit ‹Herr und Frau Traum› neue Dinge auszuprobieren und sich von einer ganz anderen Seite zu zeigen.

Nadia Alessio
Nadia Alessio
Stellvertretende Schulleiterin und Heilpädagogin des Schul- und Förderzentrums Wenkenstrasse

Fliegende Ballons und Musikkoffer

In den nächsten Klassen befinden sich Kinder mit sehr unterschiedlichen Beeinträchtigungen und in verschiedenen Altersklassen. In einem Zimmer warten sieben Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrpersonen freudig auf den Besuch der Herren Traum. Die Kinder hier wünschen sich Abwechslung und Herausforderungen. Das ist kein Problem für die beiden Künstler: Prompt formen sie ringförmige Ballons und verwenden diese entweder als Heiligenschein – nein, keine gute Idee – oder als Korb, wodurch Freiwillige einen langen Ballon flitzen lassen können. Die begeisterten Kinder und Lehrpersonen machen das natürlich prima. Anders Herr Hüpf, der den Ballon aus den Händen verliert oder einfach nichts trifft. Da nützen auch die aufmunternden Rufe der Kinder nichts. Trotzdem wird er von ihnen freudig mit «weiter, weiter, weiter!» ermutigt.

Im nächsten Zimmer, das Kindergarten und erste Klasse vereint, gehen U. Fröhlich und Hüpf zu den einzelnen Kindern und erkundigen sich nach ihrem Befinden. Die Kinder mögen Nähe, Interaktion, aber auch Musik und Tanz. Aus Hüpfs Koffer ertönen plötzlich beschwingte Melodien, die wieder aufhören sobald der Koffer aufgehoben wird. Nelio und Mija werden besonders neugierig und lassen sich auf das musikalische Spiel ein. Sie helfen Herrn Hüpf, die Musik an- und abzustellen, reden mit dem Koffer, drehen und balancieren ihn… währenddessen lässt sich U. Fröhlich von den drei anderen Kindern «malträtieren», was ihnen sichtlich Spass macht. Auch das sind die Herren Traum: Freunde und Verbündete, mit denen man einfach alles machen kann. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nach einem Spiel mit dem Ball und einem gemeinsamen Tanz ist es Zeit, sich zu verabschieden. Die Künstler sind bereits draussen, da geht die Tür schlagartig auf und Mija stapft heraus – zur grossen Überraschung der Herren Traum, die genau hinter der Tür stehen und ziemlich «platt» sind. Diese Situationen sind bei den Kindern im Schul- und Förderzentrum Wenkenstrasse besonders beliebt, denn sie verleihen ihnen Superkräfte, von denen sie nichts wussten.

Zwischen den Kindern und den Künstlern geht ordentlich die Post ab.

Lust auf Disco?

Die zweitletzte Klasse des Morgens steht auf dem Programm. Darin befinden sich sechs Kinder. Auch wenn es ihnen schwerfällt, Emotionen auszudrücken, zeigen sie auf ihre Art und Weise Freude und Begeisterung. Bei ihnen gehen Hüpf und U. Fröhlich besonders sorgfältig vor. Sie haben ein Gespür dafür, was den Kindern Freude bereitet. Sie machen Seifenblasen, Versteckspiele mit dem Hut und, als Krönung, eine Disco (die Rollstühle sind dabei kein Hindernis!) mit funkelnden Lichtern im Dunkeln. Die drei Lehrpersonen machen entzückt mit und freuen sich mit den Kindern über die spontane Show. Im letzten Zimmer geht ordentlich die Post ab. Hier sind die Kinder besonders aktiv und versuchen sogar, die beiden Herren Traum zu überlisten und ihnen Dinge zu unterstellen – zum Beispiel Diebstähle. Da wird U. Fröhlichs Hut auch mal zum «Fundbüro», aus dem die vermeintlich gestohlenen Objekte wieder herausgezaubert werden. Mal werden die Künstler gekitzelt, kitzeln sich gegenseitig, machen sich im wahrsten Sinne des Wortes «zum Affen» (ein Junge hat King Kong heraufbeschworen) oder machen mit denjenigen, die gerne ausreissen – zum Beispiel die kleine Ayana –, eine kleine Reise in den Schulgängen.

Die kleine Ayana, die sich gerne bewegt, macht mit Herrn Hüpf einen Spaziergang in den Gängen.

Die Situationen und Geschichten werden gemeinsam erschaffen. Durch den Humor und das Improvisationstalent, welche die Künstler mitbringen, entstehen solch lustige Momente, die wahrscheinlich nie mehr vergessen werden. Lachen zu können wirkt sich auch in Institutionen für Kinder mit Behinderungen sehr positiv auf die Gesundheit aus. Nadia Alessio, stellvertretende Schulleiterin und Heilpädagogin des Schul- und Förderzentrums Wenkenstrasse, hat uns anvertraut: «Die Kinder freuen sich immer sehr auf ‹Herr und Frau Traum›. Die Künstler ziehen die Kinder sofort in ihren Bann. Beim Besuch lachen die Kinder häufig und sind dabei enorm ausgeglichen. Die Kinder wagen es, mit ‹Herr und Frau Traum› neue Dinge auszuprobieren und sich von einer ganz anderen Seite zu zeigen.»

Es ist an der Zeit, zu gehen. Die Kinder und die Künstler verlassen das Zimmer. Amaru fährt mit seinem Rollstuhl heraus und schiebt die beiden Herren Traum noch eine ganze Weile vor sich hin.

Und tschüss!

Im Schul- und Förderzentrum Wenkenstrasse finden die Besuche von «Herr und Frau Traum» seit 2006 statt. An zwei Vormittagen im Monat entführt ein Duo von Theodora-Künstlern die Kinder in eine magische Welt. Alexander Milligan und Tommy Müller alias Hüpf und U. Fröhlich, die auch als Traumdoktoren in den Spitälern unterwegs sind, kommen regelmässig nach Riehen zu Besuch.

Lesen Sie das Interview mit Nadia Alessio

Interview

Wenn es vor Spannung und Freude im Haus knistert und herzhaftes Lachen zu hören ist, dann sind sicher die Theodora-Künstler als ‹Herr und Frau Traum› bei uns! Bei ihren Besuchen stellen sie unglaublich wertvolle Momente für unsere Kinder und Jugendlichen her. Dafür sind wir so dankbar!

Fabienne Beyerle
Fabienne Beyerle
Schulleiterin und Leiterin Therapien am Schul- und Förderzentrum Wenkenstrasse

Via Theodora - Bike for a smile

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